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Man sieht wieder, wo die Aar entspringt

Im Vergleich zum Rhein ist die Aar nur ein Flüsschen, aber für die Landschaft und die historische Entwicklung in ihrem Einzugsbereich ist sie von großer Bedeutung. Dennoch lag die Quelle des 50 Kilometer langen Wasserlaufs, der in Diez in die Lahn mündet, bisher im Verborgenen. Die Lokale Agenda 21 von Taunusstein, die sich der nachhaltigen Entwicklung der Stadt und der Erhaltung des Aartals als naturnahem Landschaftsraum widmet, macht die Aarquelle erlebbar –   finanziell unterstützt von der Bürgerstiftung „Unser Land! Rheingau und Taunus.

Vor interessierten Bürgern, Vertretern der Stadt und des Stadtteils Orlen, auf dessen Gemarkung die Aar entspringt, schilderte Reiner Herda die Pläne. Der Vorsitzende der Lokalen Agenda erklärte vor Ort: „Viele Leute wissen gar nicht, wo sich die Quelle befindet.“ In der weitläufigen Talmulde und Wiese war sie überwuchert, das anfangs nur schmale Rinnsal kaum sichtbar. Nun ist die Aarquelle mit ein paar großen Bruchsteinen und einigen Erlen markiert. Am Ufer werden die Lebensbedingungen für Amphibien verbessert, Gras und Kraut werden noch mehr entfernt. Aus dem „Bachstand“, wie Herda sagt, soll wieder ein Bachlauf werden.

2.900 Euro dafür stammen von der Bürgerstiftung „Unser Land! Rheingau und Taunus“. Sie hatte eine Spende für ein landschaftsökologisches Projekt im oberen Aartal erhalten – einen Restbetrag aus dem Kampf einer Bürgerinitiative gegen eine Mülldeponie in Orlen­. Eine Abfallhalde auf dem Römersberg wurde bekanntlich vor 25 Jahren abgewendet, statt dessen befindet sich dort nun ein Golfplatz. Über die Bürgerstiftung kam das Geld dem Projekt der Taunussteiner Agenda zugute, denn beide verfolgen das selbe Ziel: Die Erhaltung der Landschaft und Natur und des kulturellen Erbes unserer Region. Die über Spendenquittungen eingesparten Steuern kamen dem Projekt übrigens ebenfalls zugute. Zudem hat auch der Ortsbeirat mit einer Spende an die Stiftung zur Realisierung des Projektes beigetragen.

Mit Geschichte – speziell der Kultur- und Wirtschaftsgeschichte – an der Aar hat die Quelle viel zu tun.  Sie war ein Grund, weshalb die Römer seit dem 1. Jahrhundert an der Hühnerstraße (B 417) ein Kastell errichteten, das im 3. Jahrhundert größer als die „Saalburg” bei Bad Homburg gewesen sei, wie Reiner Herda sagte. Von der Kastellpforte führte ein Weg zur Quelle, an der die Römer ein Bad anlegten. Entlang des Wegs bildete sich die Siedlung außerhalb der umwehrten militärischen Anlage: der Vicus. Dieser historische Zusammenhang wird künftig auf Tafeln dargestellt, ebenso die wirtschaftliche Bedeutung der Aar in den folgenden Jahrhunderten. Das Flüsschen war die Energiequelle einer Vielzahl von Mühlen, Schmiedehämmern, es ermöglichte entlang seines Laufs bis zur Lahn Fischzucht, lieferte Wasser für vielerlei Gewerbe und leitete das Abwasser ab.

Beim Blick auf den Wiesengrund mit der Aarquelle meinte der Taunussteiner Bürgermeister Sandro Zehner: „Wir leben da, wo andere Urlaub machen.” Die Lokale Agenda, die sich bei der Aarquelle auch auf ihren Arbeitskreis „Geschichte sichtbar machen” stützen kann, und die Bürgerstiftung Bürgerstiftung „Unser Land! Rheingau und Taunus“ seien ein Beispiel, wie man nicht nur über das redet, was man gerne hätte, sondern wie man es selbst anpackt.